Çi git
Le General Montbrun
Passant de quelque nation,
que tu sois
Respecte ses cendres,
Ce sont les restes dun de plus Braves
Parmi tous les Braves du monde,
Du General Montbrun.
Le M[arechal] d’Empire, Duc de Danzig
,
lui a érigé ce foible monument.
Sa memoire est dans tous les cœurs
de la grande Armée
Hier also hatte mein guter freundlicher General seine Ruhestätte gefunden, der Mann, der herablassend
und gütig gegen seine Untergebenen, so tapfer als der Tapferste
gewesen war, der dem Tode hundertmal in das Auge geschaut, der alle seine Grade auf dem Schlachtfelde errungen, und das seltene Glück gehabt hatte, nie verwundet zu werden. Hier lag der kräftige, blühende Mann! // S. 57//
Ich riß mich los, ich hatte genug gesehen. Schnell durcheilte ich den übrigen Theil des Schlachtfeldes, und nach einem scharfen Ritt von einer Stunde gelangte ich zu dem mir bezeichneten Dorfe. Schon hatten sich wieder einzelne Bewohner eingefunden, und scheuen Blickes hatten sie mein Treiben beobachtet. Es war mir die gröste Vorsicht empfohlen für den Fall, daß ich Bewohner im Dorfe finden sollte, denn schon war es allgemein bekannt, daß einzelne Soldaten aufgehoben und ermordet werden. Nachdem ich die Lage des Dorfes und die Bauart der Häuser gemustert hatte, und die
Bewohner von ihren Schiebfenstern verschwinden sah, trat ich meinen Rückweg an, und sezte ihn vorsichtig und durch das Gehölz, das ich zu passiren hatte, nicht ohne Eile fort. Auf dem Schlachtfelde hielt ich mindere Vorsicht und Eile für nöthig, aber auch hier traf ich auf Bauren, die Waffen aufraften und abschoßen. Möglichst wich ich ihnen aus, und mit einbrechender Nacht hatte ich mein Dorf Elnia wieder erreicht.
Mein Bericht über den Erfolg meiner Sendung brachte den Spital-Commandanten vor dem Gedanken einer Verlegung des Spitals in das von mir besichtigte Dorf zurück.97 Dagegen faßte er den Entschluß, zuerst die schwer Verwundeten und Kranken nach Gziat zurückzuschicken, und dann mit dem übrigen Theile des Spitals nachzufolgen, wenn sich für ihn eine passende Unterkunft fände. Mich traf abermals der Auftrag für beides // S. 58// zu sorgen. War mir der erste Auftrag lästig gewesen, so war mir der zweite sehr bedenklich. Indessen konnte ich diesen zweiten Auftrag so wenig ablehnen, als den ersteren.
Mit Tagesanbruch begab ich mich in Begleitung meines Chevauxlegers auf den Weg. Auf der grosen Heerstraße begegneten mir von Zeit zu Zeit Haufen Reconvalescirter, die der Armee nachzogen, und sich wunderten, wie ich allein die Strasse zu ziehen wagen könne. Auf einer französischen Poststation, bestehend aus ein paar Häusern, die gegen plötzliche Überfälle mit Pallisaden verwahrt waren, wurde mir erzählt, daß die Straße nach Gziat für Einzelne sehr gefährlich zu passiren sey, und kein Tag vergehe, wo nicht Soldaten ermordet werden. Man rieth mir daher, für heute nicht weiter als bis zum nächsten Dorfe zu gehen, das etwa 3. Stunden entfernt, in der Nähe des grosen Waldes liege, durch den die Straße führt. Dort kam ich mit einbrechender Nacht an, und traf in mehreren Häusern beysammen etwa 100. französische Soldaten, denen jeder neu ankommende Bewaffnete willkommen war. Abends um 8. Uhr fanden sich einige Flüchtlinge ein, die aussagten, daß ein Transport polnischer Kranker und Verwundeter, von Mosaisk herkommend, zwischen hier und der letzten Poststation von einem Trupp Bauern-Cosacken angefallen, und grösten Theils niedergemacht worden sey. Wie sehr diese Nachricht unsere Besorgnisse vermehrte, läßt sich // S. 59// leicht denken, allein in der hiesigen Nacht war nichts anderes zu thun, als zu bleiben, wo wir waren. Doch gieng die Nacht ruhig vorüber; des andern Tages setzte ich meinen Weg mit meinem Begleiter fort, und gelangte durch den 3. Stunden langen Wald, ohne irgend einen Unfall, glücklich nach Gziat, wo meine glückliche Reise das gröste Erstaunen meiner Landsleute erregte. Mit dem dortigen Spitalcommandanten hatte ich bald einige passende Häuser aufgefunden, und des andern Tages Nachmittags kam der erste Transport unter guter Bedeckung ohne Unfall hier an. Zu vollständiger Ausführung meines Auftrags sollte ich den folgenden Tag auf meinem gefahrvollen Weg wieder zurückkehren, aber der bestimmte Befehl des Commandanten eines gerade angekommenen württembergischen Marschbataillons
(aus reconvalescirten Officieren und Soldaten der Infanterie bestehend), der mich gewißem Untergang nicht entgegen gehen lassen wollte, hielt mich zurück. Ich schloß mich also an das Marschbataillon an, und setzte mit diesem den Weg gegen Moskau, anfänglich auf einer Seitenstraße, fort. Am 10.ten schlugen wir wieder die grose Heerstraße ein, und trafen in Mosaisk den übrigen Theil des Spitals von Elnia, der, statt nach Gsziat zurück, vorwärts nach Moskau zog. Hier wurde ich zu meinem grosen Leidwesen zu dem Spital förmlich commandirt. Abends den 16. October in Perkuszkowo, 6. Stunden von Moskau, angelangt, kam der Befehl, uns wieder zurück zu ziehen, und den Spital // S. 60// in Wiasma oder Smolensk zu etabliren, weil die grose Armee Moskau verlassen habe. Nichts desto weniger gieng das Marschbataillon noch nach Moskau, mir aber war es trotz meines Gesuchs um Entlassung von dem Spital nicht vergönnt, die alte Hauptstadt der russischen Czarn zu sehen.
Mißmuthig trat ich den Rückweg an. Die Tag-Märsche waren klein, aber der vielen Defileen wegen beschwerlich. Bey Mosaisk brachten uns Bauerncosacken in Allarm. Als wir bey dem grosen Kloster
in der Nähe des Schlachtfeldes ankamen, hatte die Besazung desselben so eben einen Angriff von Bauerncosaken abgeschlagen. Ich hatte die Arrieregarde des Convoy, und stack mit vielen Wägen in einem Defilee; hätten sie einen Angriff auf mich gemacht, so wäre ihnen zum mindesten die Wegnahme unserer Wägen geglückt. Am folgenden Tage ermordeten sie einen französischen Courier und 1. Chasseur
, die vorausgeeilt waren, als wir noch eine Viertelstunde von der französischen Poststation entfernt waren. Von dieser Station an waren wir bis Gziat immer von ihnen umschwärmt, und einzelne Officiere und Soldaten, wenn sie nur 100. Schritte sich von der Avantgarde entfernten, büßten
ihre Unvorsichtigkeit mit dem Leben.
Am 26. October waren wir in Gziat angekommen, und am 30. hatten wir Wiasma erreicht. An diesem Tage bedauerten wir den Verlust zweier französischer Adjutanten, sehr artiger // S. 61// Leute, die in geringer Entfernung vom Zuge, von Bauerncosacken grausam ermordet wurden, ehe es uns gelang, sie ihren Händen zu entreissen. Zwischen Semlewo und Dorogobusz, am 3. November, holten uns die ersten Flüchtlinge der Armee ein, und brachten die Kunde von dem Rückzug der grosen Armee, und der beginnenden allgemeinen Auflösung. Am 5.ten kamen wir in Dorogobusz an, und am 9.ten erreichten wir Smolensk. In der Nähe von Moskau hatte unser ganzer Zug aus einigen 100. Mann, darunter etwa 50. waffenfähige, bestanden. Von Tag zu Tag vergrößerte sich unsere Zahl, denn jeder Einzelne fand es gerathener mit dem grosen Haufen zu ziehen, dessen Vertheidigungsmittel täglich bedeutender wurden. Nach wenigen Tagen hatten wir Generale und Officiere aller Grade mit uns, und Soldaten von allen Waffengattungen. Wenige vollständig bewaffnet, mehrere noch mit einer einzelnen Waffe versehen, die meisten unbewaffnet, keiner, der sich nicht mit irgendeinem Beutestück schleppte, vom geringsten Fetzen bis zum kostbarsten Shawl, vom elenden Stück Schaaffell bis zum feinsten Pelz, vom armseligen Bauernwägelchen bis zur Staatscaroße, Je kräftiger noch der Soldat war, desto besser war er noch bewaffnet, desto weniger aber mit Beute beladen. Der Infanterist bediente sich auch hier noch seiner Füsse, der Cavallerist ritt entweder ein russisches Konji (Bauernpferdchen) oder fuhr er
mit mehreren // S. 62// zusammen in irgend einem Fuhrwerk, oder trieb er103 wenigstens sein kraftloses Konji so lang es noch gehen wollte, mit seinen Waffen behängt, vor sich her. Wie die Waffengattungen bunt gemischt waren, so waren es die Nationen, man sah ausser den Franzosen und Deutschen aller Völkerschaften, noch Pohlen, Spanier, Portugiesen, Italiener, Dalmatier, Illyrier p.p. Immer beschwerlicher wurde der Marsch, immer seltener die Lebensmittel; am 5.ten hatten uns schon viele Flüchtlinge ein- und überholt, und noch am nemlichen Tage waren wir mitten in dem grosen Rückzug. Die Kranken und Verwundeten wurden, so gut es sich thun ließ, in Smolensk untergebracht, und mein Spitaldienst hatte ein Ende.