Книга На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера, страница 90. Автор книги Генрих Август Фон Фосслер

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Cтраница 90

Wie wir von Königsbrück aus mit132 Postpferden nach Dresden gekommen waren, so reisten wir auch wieder von da ab nach dem nächsten Etapenplatze, Meissen. Der Weg dahin führt durch das Elbethal hinab, dem rechten Ufer entlang. Eine herrlichere, reichere Landschaft hatte ich nie gesehen. Das Thal auf beiden Seiten durch bedeutende Hügel geschlossen, // S. 100// diese mit den schönsten Baumgärten und Weinbergen bedeckt, das Thal reich besäet mit lieblichen Dörfern und Landhäusern, die Straße topfeben und treflich unterhalten, die Bewohner gut gekleidet, wohl genährt, Zufriedenheit im Gesichte, alles dieß machte einen wunderlieblichen Eindruck auf mich, und versetzte mich in die heiterste Stimmung. Vier Stunden lang führt der Weg durch dieses sächsische Paradies.

Schon ferne von Meißen gewahrt man das dortige uralte Schloß, die Stammburg und einst der Wohnsitz der Markgrafen von Meißen, auf einem hohen Vorsprung des Erzgebirges gelegen. Eine theils steinerne, theils hölzerne bedeckte Brücke führt über die Elbe, und in das Städtchen Meissen, das an dem Berge angebaut, von ferne sich gut ausnimmt, und nicht schlecht gebaut ist. In dem Schlosse befindet sich seit vielen Jahren die berühmte Porcellanfabrik, die, ihre Erde aus einer Entfernung von etwa 10. Stunden beziehend, ihre Producte zwar theuer hält, dagegen durch die Trefflichkeit der Masse , der Glasur und der Malereÿ alle Fabriken der Art in Deutschland weit übertrifft. Mit grosem Interesse nahmen wir die ganze Anstalt in Augenschein, und zur Erinnerung an unser Hierseÿn kauften wir uns beide eine Kleinigkeit.

Von Meissen aus führte uns der Weg auf das Erzgebürge. Hier nimmt die Natur einen rauheren Character an, und // S. 101// während der Sachse des platten Landes von den Erzeugnissen seines Bodens mehr oder weniger in Wohlhabenheit lebt, so ist der Bewohner des Erzgebürges von der kargen Natur genöthigt, seinen Lebensunterhalt durch den harten Bergbau, und die nicht minder harte Fabrikarbeit sich zu erwerben. In allen Städten, in allen Dörfern finden sich Fabriken, und das Aussehen der Bewohner zeugt von der Unzuträglichkeit ihrer Beschäftigung für die Gesundheit. Die Farbe der Bergleute ist eben so düster, wie der Ort ihrer Thätigkeit. Indessen herrscht auf dem Erzgebürge viel Leben, und Handel und Wandel ist im Schwünge. Wie im übrigen Sachsen, so sind auch hier die Menschen zuvorkommend und gastfreÿ.

Das nächste Städtchen, in das wir von Meissen aus kamen, ist Noßen, das sich durch nichts auszeichnet, als ein grosses altes Schloß. Freÿberg, wo wir das Nachtquartier nahmen, die berühmte Bergstadt ist nicht unbeträchtlich, gut gebaut, aber nicht stark bevölkert. Es hat134 ein groses schönes Schloß. In der Nähe dieser Stadt befinden sich mehrere Bergwerke, wir nahmen uns aber nicht Zeit, eines derselben zu besichtigen, so sehr wir es auch gewünscht hätten. Chemnitz ist eine bedeutende und lebhafte Handels- und Fabrikstadt, und hat viele schöne Gebäude. Das Dorf Oberlungwitz zieht sich mit 2. Reihen Häuser in einem sehr engen Thaïe 1 1/4. Stunde weit hin. Das Städtchen Lichtenstein // S. 102// mit seinem Schlosse hat eine romantische Lage. Zwickau, die lezte Stadt im sächsischen Erzgebürge, treibt viel Handel, und besitzt ebenfalls mehrere Fabriken. Die Stadt ist sehr lebhaft.

Nun hatten wir das Voigtland erreicht, ein nicht weniger thätiger und fabrikenreicher Landstrich als das sächsische Erzgebürge, der einen Theil eben dieses Gebürges ausmacht. Reichenbach ist ein recht artiges Städtchen. Plauen ist alt, nicht beträchtlich, mit einem grosen Schlosse.

Am 17. erreichten wir das bayrische Gebiet. Die Zuvorkommenheit und Gastfreiheit der Sachsen verliert sich von Plauen an nach und nach in das derbere, weniger gefällige Wesen der Bayern. In Hof, einer nicht unbeträchtlichen Stadt, vermißt man das gute Sachsenland noch nicht so sehr, aber schon 4. Stunden weiter, in Münchberg, wird man gar deutlich gewahr, daß man Sachsen verlassen hat. Zwischen Hof und Münchberg erblickt man zur Rechten die hohen Häupter des Fichtelgebirges, aber nun gelangt man wieder in ein flacheres Land. Zu Bayreuth fanden wir im goldenen Anker ein gutes Nachtquartier. Unsere Ankunft daselbst erfolgte so zeitig, daß wir das Theater noch besuchen konnten. Die Gegend um Bayreuth hat viele schöne, wohlhabende Dörfer, und die Stadt selbst ist gut gebaut, und wohl bevölkert. // S. 103// Hilpoltstein ist ein schlechtes Städtchen, aber das nahe Schloß, auf einem einzeln stehenden hohen Felsen gelegen, giebt der Lage ein romantisches Ansehen. Am 18. Abends kamen wir in Nürnberg an. Wir erhielten unser Quartier im Reichsadler, wo wir am Wirthe und seiner Frau recht gefällige Leute fanden. Auch hier verkürzten wir den Abend durch den Besuch des Theaters, und nachher noch durch die Unterhaltung mit unsern Wirthsleuten. Am folgenden Morgen verwendeten wir einige Stunden zur Besichtigung der grosen alten, ehemals so reichen, noch immer aber wohlhabenden Stadt. Die Lage ist eben, und nur in der Ferne erblickt man Gebirge. Ansbach ist eine recht hübsche Stadt mit einem grosen schönen Schloße. Wir hatten hier unser Quartier bey dem Regierungsrath Schnitzlein, und lernten in ihm und seiner Familie artige Leute kennen. Ich besuchte da einen ehemaligen Arbeiter meines Oncles Riegelbach, Namens Scheuermann, den ich zu der Zeit, als ich das Gymnasium in Stuttgart besuchte, wohl kennen gelernt hatte, und der über meine unerwartete Erscheinung sehr erstaunt und erfreut war. —

Der 20. Jan[ua]r war der Tag, wo137 wir das Vaterland wieder betraten. In Ellenberg, dem ersten württembergischen Orte, ward vor dem Wirtshaus Halt gemacht, und in [sic!] vaterländischem Weine dem Vaterlande ein Hoch gebracht. In Ellwangen rasteten wir einen Tag. Unsere Aufnahme hätten wir uns nicht besser wünschen können. Alles beeiferte // S. 104// sich, uns unsere Leiden und Mühseligkeiten durch Zuvorkommenheit und Gefälligkeit vergessen zu machen. Am 22.ten setzten wir unsere Reise nicht weiter als bis Schwäbisch Gmünd fort, wo wir ein Quartier bey Kaufmann Mayer erhielten, und Abends nach gut württembergischer Sitte zu einem Glase Wein giengen. Daß wir allein hier das Wort führten, und von allen Anwesenden mit Fragen bestürmt, führen mußten, bedarf wohl keiner Versicherung.

Den folgenden Tag giengen wir, wie schon gesagt, über Ludwigsburg nach Stuttgart.

Arm und blos kam ich hier an mit zerrissenen Kleidern, ohne Geld. Meine sämtliche Equipirung138 war verloren, von 10. Pferden, die ich nach und nach gehabt hatte, waren 8. zu Grunde gegangen. Mehrere 100. Gulden Schulden waren das Einzige, das ich zurückbrachte. Durch die Reise von Inowraclaw nach Stuttgart hatten sich meine körperlichen Kräfte beinahe völlig erschöpft, dagegen hatte sich mein geistiger Zustand merklich gebessert, und ich durfte hoffen, bey einiger Ruhe jene bald zurückkehren zu sehen. Zwar litt ich noch immer an Diarrhoe und Magenschwäche, allein beide Uebel hatten von ihrer Heftigkeit vieles verloren, und wenn sie auch nicht so schnell gänzlich zu beseitigen waren, so hinderten sie doch nicht die allmählige Wiederherstellung meiner Kräfte.

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