Книга На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера, страница 92. Автор книги Генрих Август Фон Фосслер

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Cтраница 92

Derjenige Theil von Württemberg, in dem wir die vaterländischen Grenzen überschritten, gehört zu den schönsten Gegenden des Landes. Das Tauberthal ist bey Mergentheim höchst anmuthig, und mehrere Puncte gewähren eine sehr malerische Ansicht. Die Bewohner genießen keiner grosen Wohlhabenheit, theils, weil ihr HauptNahrungsZweig auf dem Weinbau beruht, und theils, weil Religion und Sitte sie nicht so sehr an Arbeitsamkeit und Genügsamkeit gewöhnt hat , als es in AltWürttemberg der // S. 111// Fall ist. Wenn man das Tauberthal verläßt, und die Heerstraße nach Würzburg verfolgt, so findet man die Landschaft minder reitzend, gleichwohl aber einzelne Gegenden, die wohl schön genannt zu werden verdienen, sobald sich aber bey der Festung Marienberg die Aussicht über Würzburg hin und in das Maynthal öffnet, wird man durch ein Gemälde überrascht, dem wohl wenige in Deutschland gleichen, und das vielleicht von keinem übertroffen wird. Die Stadt Würzburg selbst ist groß und wohl bevölkert, die Straßen sind freundlich, die Häuser gut gebaut. Das Schloß ist in der Nähe des Mayns herrlich gelegen. Jenseits Würzburg wird das Land flach, und nirgends erblickt man mehr Weinbau.

Das Volk — im Maynthale munter und lebenslustig — nimmt weiter hin einen ernsteren Charakter an. Die vielen Einquartirungen hatten schon deutliche Spuren zurückgelassen. Die Festung Königshofen liegt in einer weiten Ebene, und ist nicht von groser Bedeutung. Bey Schleußingen fanden wir zwar die alte Zuvorkommenheit der Einwohner wieder, aber die Bewirthung war sparsamer geworden, denn seit unserem ersten Hiersejm hatten sie manchen ungeladenen Gast bey sich gesehen. Die gleiche Bemerkung drang sich uns auf, als wir im Sächsischen weiter vorrückten. Die Universitäts-Stadt Jena ist ein recht artiges, freundlich gelegenes Ort , und beym Zuge durch die Straßen erinnerte ich mich mit Vergnügen mancher wahren und erdichteten Schwänke, die auf Rechnung der dortigen // S. 112// Studenten im Umlaufe sind, und deren ich manche früher erzählen gehört hatte. Noch mehrere gab mir Abends der muntere Pfarrer in Löbstadt zum Besten. Besonders interessant war mir aber die Beschreibung desselben von der Situation des Schlachtfeldes und von der Schlacht vom 14. October 1806., wobey er, so zu sagen, Augenzeuge war. In der Stadt Naumburg hätte ich mich wohl gerne verweilt, theils um ihres rühmlichst bekannten Gewerbfleisses willen, theils um vielleicht einige Traditionen zu hören von dem Hussiten-Kriege, und der Belagerung der Stadt , die Zeitumstände aber riefen uns vorwärts. Ueberall im Sachsenlande hatten wir wohl gefühlt, daß wir die nemliche Bahn verfolgten, auf der seit Jahr und Tag schon viele, viele gezogen waren, und daß wir weniger dem guten Willen, als der Verarmung der Einwohner die minder gute Bewirthung zuzuschreiben hatten, besonders aber hatten die Landleute um Jena die Wunden, die ihnen der Krieg im Jahr 1806. geschlagen hatte, noch nicht verwinden können. Das Land ist im Allgemeinen schön zu nennen, wenn es gleich nicht den reizenden Character hat, der an manchen Gegenden SüdDeutschlands bewundert wird. Ackerbau und Viehzucht bilden die Haupt-Nahrungsquelle des Volks.

Schon am 23. April, als wir noch im Würzburgschen waren, hatte man angefangen, theils zur Uebung der Mannschaft //S. 113// und der jungen Officiere, theils, weil feindliche Streifparthieen149 bis über den Thüringer Wald herausgedrungen waren, in den Nachtquartieren Piquete auszustellen, und einen Theil der Mannschaft in den Orten selbst zur Abwehr eines etwaigen Ueberfalls bereit zu halten. Mehrere Tage lang hatte man diese Vorsicht für überflüssig gehalten, allein bald wurde sie durch den Erfolg gerechtfertigt, denn am 30. April Morgens vor TagesAnbruch zeigte sich vor unsern Ve- detten wirklich eine Parthie Kosacken, die übrigens, als sie solche auf ihrer Hut sahen, nach einigen Schüssen eiligst weiter zogen. Am 2.ten May hatte ich in Priesnitz Quartier zu machen, und als ich dort mit wenigen Reitern ankam, hatten kaum vorher etliche und zwanzig preussische Husaren den Ort verlassen, und wir bemerkten wohl, wie die Einwohner uns anfänglich ebenfalls für Preussen hielten, und sich darauf in ihrer Erwartung ungerne getäuscht sahen. Bey Naumburg begegneten uns viele Verwundete, die uns Kunde gaben von der Schlacht bey Lützen, und dem Siege der Franzosen. Nicht weit jenseits Naumburg glaubten wir ein Gefecht bestehen zu müssen, es war eben ein Corps Franzosen, das wir für Feinde hielten, und das in uns gerne Befreundete entdeckte. Abends kamen wir auf dem Schlachtfelde von Lützen in einer weiten Ebene an, und neben einem während der Schlacht abgebrannten Dorfe schlugen wir unsere Bivouacq auf. Es war bereits tiefe //S. 114// Dämmerung, und deswegen blieb uns das Gemetzel, das 2. Tage vorher hier stattgehabt hatte, für heute noch verborgen.

In der Nacht wurden 2. preussische Unter-Offiziere verwundet, herbeigebracht, die uns Näheres über die Schlacht sagen konnten, übrigens kein Hehl hatten, wie sehr die Preussen gegen die Deutschen, die noch in den Reihen der Franzosen fechten, ergrimmt seyen. Gleichwohl wurde, wie sich von selbst versteht, den beiden Verwundeten alle Hülfe geleistet, die sie wirklich auch mit Dank anerkannten. Als der Morgen wieder anbrach, that sich uns das Gemälde der gräßlichen Blutarbeit auf. Todte und verstümmelte Leichen in ungeheurer Zahl, Waffen und Monturen aller Art, zertrümmerte Wagen und Kanonen bedeckten unsere nächste Umgebung, und mancher unserer jungen Soldaten wünschte sich wohl zurück an den sicheren elterlichen Heerd. Mehrere Stunden lang harrten wir des Befehls zum Aufbruche, und es schien, als sollten sich hier die neuen Soldaten mit ihrem Berufe erst vertraut machen.

Um 10. Uhr Morgens, am 4. May, brachen wir endlich auf, zogen über einen Theil des Schlachtfeldes hin, und um die Mittagszeit vereinigten wir uns bey Pegau mit dem 4.ten französischen Armeecorps unter General Bertrand, zu dem wir fortan gehörten. Leipzig links lassend, wendeten wir uns zu Verfolgung der Blücher’sehen Armee gegen das Erzgebürge hin //S. 115// und bivouacquirten die folgende Nacht bey dem Städtchen Luckau . Tags darauf gieng der Marsch durch das reichste Land Sachsens, das Altentburg'sche bis Rochlitz. Den ganzen Tag über waren wir an grossen

Massen Infanterie vorbeygezogen, und hatten mehrere Plänkeleyen mit Preussen gehabt. Vom 6.ten auf den 7.ten bivouacquirten wir bey Tanneberg, und den folgenden Morgen erreichten wir Mittelweyda, wo allgemeiner Halt gemacht wurde.

Nach einigen Stunden Ruhe rückte die Schwadron, bey der ich stand auf die Höhe beym Orte, die schon zum Erzgebürge gerechnet wird, vor, und sollte den Feind, der sich vor und in einem gegenüber stehenden Walde aufgestellt hatte, von dort vertreiben, aber, ehe der Angriff geschehen konnte, war das Feld und der Wald von ihm geräumt worden. Nun zog das Armeecorps weiter über Haynichen hin bis Reichenbach. Hier erhielten wir die Nachricht, daß Blücher bereits über die Elbe zurückgegangen sey. Eine Recognoscirung, die auf 2. Stunden vor Noßen hin von uns gemacht wurde, bestätigte dieß, und gewährte ausser einzelnen Nachzüglern, die gefangen wurden, sonst keine Resultate.

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