Книга На войне под наполеоновским орлом. Дневник (1812-1814) и мемуары (1828-1829) вюртембергского обер-лейтенанта Генриха фон Фосслера, страница 94. Автор книги Генрих Август Фон Фосслер

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Cтраница 94

Seit dem Aufbruche vom Schlachtfelde bey Lützen hatten wir verschiedene Gegenden durchzogen. Das flache Land dehnt sich von Lützen her durch das Altenburgsche bis gegen Rochlitz hin. Niedliche Städtchen, viele und schöne, besonders im Altenburg'schen reiche Dörfer verschönern die Landschaft. Bey Rochlitz fangt das Land an, hügelicht zu werden, und gegen Mittelwayda hin, erheben sich die Hügel zu Bergen. Hier steigt das Erzgebürge empor. Aus dem reichen und gesegneten Lande gelangt man in einen rauhen, unfruchtbaren Landstrich, der zwar wohl bevölkert ist, aber nicht durch die Erzeugnisse //S. 121// der Erde, sondern durch die Producte des Kunstfleisses seine Bewohner nährt. Gegen Tharand hin gewinnt die Natur einen freundlicheren Charakter, die Thäler durchzieht eine mildere Luft, die Anhöhen sind mit den schönsten Laubwaldungen bekränzt. Jeder Schrittt, jede Wendung gewährt eine neue, romantische Ansicht. Man fühlt, daß man der gerühmten sächsischen Schweitz sich nähert. Wenn man aus den herrlichen Thalschluchten sich hervorwindet, überrascht das freundlich gelegene Städtchen Pirna, die nahe Festung Sonnenstein, die üppigen Ufer des Elbestromes. Das Elbethal von hier bis Dresden ist äusserst lieblich, wenn gleich nicht so grosartig, wie zwischen lezterer Stadt und Meißen. Das noch vor einigen Monaten in seinem friedlichen Getriebe so anziehende Dresden war nun der Tummelplatz der grosen französischen, kaum vorher, der russischen und preussischen Armee. Von der wunderschönen Elbbrücke waren durch die Franzosen bey ihrem Rückzuge 2. Bogen gesprengt worden, und vorläufig durch hölzerne Gerüste ersetzt. Jenseits der Elbe ist das Land sandig und mit Wald bedeckt. Die Dörfer sind schlecht und arm. Die Städtchen minder freundlich als auf dem diesseitigen Ufer.

Wie im platten Lande von Sachsen, so hatten auch die Bewohner des Erzgebürges und des Elbethals hart gelitten durch die seitherigen Truppenmärsche, und aller Orten gewahrte man, //S. 122// wie sehr sie sich nach dem Frieden sehnten. Wenn sie auch uns als Deutsche freundlich aufnahmen, so mußten wir uns doch öfter, als früher, mit dem guten Willen begnügen, und sie hatten es oft kein Hehl160, daß sie lieber die Preussen, als ihre Feinde, die Franzosen, beherbergten.

Im Allgemeinen litten wir zwar keinen Mangel, doch gab es einzelne Tage, wo die Nahrung im umgekehrten Verhältnisse stand mit den Anstrengungen, die wir zu machen hatten. Die Lebensmittel wurden durch grössere Requisitionen herbeygeschafft, dem Einzelnen war jede Requisition strenge untersagt. Bey uns wurde gute Mannszucht gehalten, bey den Franzosen war sie weniger strenge, die Italiener erlaubten sich ungeahndet jeden Exceß.

Drittes Capitel.

Die Kosaken, die mich gefangen genommen hatten, waren im Begriff, ein Piquet zu beziehen, und nahmen mich dahin mit. Hier plünderten sie meine Taschen aus, zogen mir den Ueberrock ab, und verlangten nun mein Geld. Zufälligerweise hatte ich dieses den Tag zuvor meinem Bedienten zum Einkauf von Lebensmitteln in Dresden übergeben, und so befand ich mich gänzlich von aller Baarschaft entblöst. Meine Zeichen, // S. 123// daß ich ohne Geld sey, wurden zwar von den Kosaken wohl verstanden, aber nicht geglaubt. Schon machten sie Miene, mich durch Schläge zu Herausgabe des verborgenen Geldes zu vermögen, als ich meine Uhr, die sie noch nicht gefunden hatten, hervorzog, und sie dem Unterofficier anbot. Hiedurch rettete ich mich vor Mißhandlungen, und dem nemlichen Unterofficier hatte ich es auch zu danken, daß mir meine Stiefeln blieben, die mir die Kosaken schon auszuziehen begannen. Erst, als sie sahen, daß weiter nichts bey mir zu erbeuten sey, machten sie durch Zeichen verschiedene Fragen an mich, deren Beantwortung ich aber meistentheils schuldig blieb. Nun zog ein Kosake Brod, Butter und Branntwein hervor, und ich ward genöthigt, mit zu essen und zu trinken. Nach dem Frühstück ward ich zum Schwadrons-Commandanten geführt, der bey Schwepnitz bivouacquirte, und bey dem Anblick meiner Uniform, die er von gestern her kannte, sehr erfreut war. Nach einigen unbedeutenden Fragen schickte er mich etwa 1. Stunde weit zu seinem General, der in gutem Deutsch mich um Namen und Charge162, die Art meiner Gefangennehmung, die Stärke der französischen Armeen, ihre Stellung, das Hauptquartier Napoleons p.p. befragte, und mich sofort zum Vorposten-Commandanten, General Lanskoy nach Bernsdorf, 3. Stunden von Kamenz, sandte. Auch hier wurden mir mancherley Fragen gestellt, und Abends ward ich einem Kosackencommando übergeben, das die Bagage rückwärts // S. 124// führen sollte, aber der Unsicherheit der Straße wegen bald wieder nach Bernsdorf zurückkehrte, und dort übernachtete.

Den folgenden Morgen ward ich mit dem gleichfalls gefangenen königl[ich] sächsischen Amtshauptmann v[on] Carlowitz und seinem Secretär Conradi auf einen Wagen gepackt, um mit ihnen nach Bautzen geschickt zu werden. Um die Mittagszeit wollten wir eben durch ein Dorf fahren, als ein russischer Uhlanenoberst unserer ansichtig wurde, und uns nach kurzem Gespräch in das Schloß der Geheimenräthin v[on] Glass aus Berlin mitnahm, und zu Mittag behielt. Während des Essens, bey dem unter andern auch ein alter Kosaken-Major anwesend war, wurde das Gespräch frey und ungezwungen geführt, und kein Russe sah mich darum feindlicher an, weil ich gestand, den Feldzug in Rußland mitgemacht zu haben. Beym Caffee beschenkte mich der Verwalter des Guts, so bald er hörte, daß mir bey der Gefangennehmung meine Tabackspfeife abgenommen worden sey, mit einer seiner eigenen, die zwar von geringem Werthe, mir aber doch höchst willkommen war. Nachmittags fuhren wir noch ein Stück Wegs weiter, mußten aber bald wieder umkehren, und giengen nun links rückwärts bis nach Wittichenau, wo wir die Nacht in Einem Zimmer, sorgfältig bewacht, zubrachten. Am 16. Vormittags wurden wir einer Schwadron brauner Husaren übergeben, und kamen links an Bautzen vorbey durch das Hauptquartier des Generals von Blücher, wo dieser // S. 125// General selbst, im Oberrock, den Kopf mit einem Czakow bedeckt, eine lange Tabackspfeife im Munde, zu Pferde uns begegnete, einige Fragen an mich richtete, und dabey über den Kampf der Süd- gegen die Norddeutschen sich hart aussprach, und wo wir darauf von preussischen Soldaten und Unterofficieren einige Zeit insultirt , hernach aber von den herbeygekommenen Officieren gegen weitere Ungebühr beschützt wurden, Abends in Steindörfel (1 1/2. Stunden von Bautzen) im Hauptquartier des Generals Grafen von Wittgenstein an, wo die 2. sächsischen Beamten von mir getrennt wurden, und ich bis zum andern Abend mit andern Gefangenen unter Kosaken campirte. Gegen Abend wurde ich mit einem Transport von etwa 200. Gefangenen zu Fuße nach Weissenberg und von da zurück nach Würschen (2. Stunden von Bautzen) dem Hauptquartier des Kaisers Alexander, gebracht. Es war Nachts 10. Uhr, als wir hier ankamen. Ueber eine Stunde lang harrten wir mit unserer Bedeckung auf weitere Befehle. Endlich erschien die Ordre , die Gefangenen in den Bivouacq der Baschkiren und Kalmuken166 zu bringen. Alsbald schlossen diese einen engen Kreis um uns, und nöthigten uns, nachdem sie den Haufen mehreremale abgezählt hatten, zum Niederliegen. Der Platz war sumpfig, und zu einem Nachtlager für ein lebendes Geschöpf keineswegs geeignet. Gleichwohl mußten wir in dem Wasser liegen bleiben, uns es ward uns nicht einmal vergönnt, nur den Kopf ausserhalb des Wassers zu halten, // S. 126// denn jedes Mal kam ein Baschkire, der den Kopf sogleich in das Wasser niederdrückte mit den Worten: Spiz (schlaf) Kamerad, Spiz! Es war dieß die härteste Nacht meines Lebens. Als der Tag angebrochen war, erhielten wir zwar die Vergünstigung aufzustehen, aber es verflossen noch ein paar Stunden, ehe uns gestattet ward, unsere durch Nässe und Kälte völlig erstarten Glieder an einem Feuer zu wärmen. Um 10. Uhr ward ich vor den Adjutanten des Kaisers, General v[on] Wolzogen, gebracht, und von ihm ausgefragt. Er hatte einst in württembergischen Diensten gestanden, und sagte mir dieß, aber er zeigte nicht die mindeste Lust, mir mein Schicksal zu erleichtern. Auf denselben Bivouacq zurückgebracht, traf ich mit dem Herrn v[on] Carlowitz und seinem Secretär wieder zusammen. Bald ward ich noch einmal in das Schloß berufen, vor einen andern General, der mir den Antrag machte, in der deutschen Legion Dienste zu nehmen, und mir dabey einerseits die Vörtheile dieses Vorschlags und andererseits das Ungemach auseinander setzte, dem ich als Gefangener entgegen gehe. Ich wies seine Anträge zurück, und ward in den vorigen Bivouacq zurückgebracht. Nun kam ein französischer Deserteur, der sich für einen Adjutant Major ausgab, und sich den Namen Laudon beilegte, (nachher erfuhr ich, er sey Adjutant sous Officier gewesen, und heisse Mercier,) zu uns, um mich zu bearbeiten, allein auch seine Bemühungen und Vorstellungen bewogen mich zu keinem anderen Entschlüsse. Gegen Abend // S. 127// wurden wir einer Wache von russischer Landwehr übergeben. Diese Soldaten trugen eine ziemlich hohe runde Mütze von Filz, vornen mit einem A[lexander] I. und einem Kreutz, einen braunen Rock mit Riemen gegürtet, und einen Spieß als Waffen . Sie behandelten uns besser, als die Baschkiren und Kalmuken, und bekümmerten sich wenig, ob wir die Nacht stehend, sitzend oder liegend zubringen wollten. Indessen wurden wir von ihnen ebenso kärglich verköstigt, als es seit mehreren Tagen der Fall war, und ich kann wohl sagen, daß mir seit dem 15.ten Mittags zu jeder Stunde ein Bissen Pferde- oder Hundefleisch eine willkommene Speise gewesen wäre.

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